Zusammen mit zahlreichen Bürgermeistern aus dem Landkreis diskutierte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (rechts) mit Schulamtsdirektor Werner Lutz, Schulrätin Petra Rauh und der früheren Schulamtsdirektorin Marine Lindner (von links) über Schule im Pandemie-Modus.
Foto: Stephan Herbert Fuchs
MdL Brendel-Fischer und Vertreter des Schulamtes diskutierten über Schule in Pandemie-Zeiten
Bayreuth
11.09.2020
Ein positives Fazit über den Schulstart haben Vertreter der Staatlichen Schulämter von Stadt und Landkreis Bayreuth gezogen. „Wir sind froh, dass das neue Schuljahr so stabil anlaufen konnte“, sagte Schulamtsdirektor Werner Lutz bei einer Veranstaltung der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer in Bayreuth. Er sprach aber auch von einem ungewöhnlichen Jahr und einer Atmosphäre, die nicht ganz so entspannt sei, wie man es gewohnt ist. Zusammenhalt sei deshalb aktuell wichtiger, denn je zuvor.
Die Schüler würden mit der Situation sehr professionell umgehen und die Sache ernster nehmen, als so mancher Erwachsener, sagte Schulrätin Petra Rauh. Eine erste Umfrage unter den Lehrkräften habe ergebe, dass Rücksichtsname, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, Zusammenarbeit und der gegenseitige Austausch sowohl unter den Kollegen als auch unter den Schüler an erster Stelle stehe.
Relativ harmonisch funktioniere in Bayreuth Stadt und Land auch der Schülertransport, fast scheine es heuer ruhiger als in den Vorjahren so Lutz. Auch die gute Lehrerversorgung sprach den Schulamtsdirektor an: „In jeder Klasse steht ein Lehrer“. Darüber hinaus gebe es noch die sogenannte mobile Reserve. Als ein wichtiges Problem bezeichnete er die mangelnde Planbarkeit. „Wir reagieren derzeit mehr, als wir agieren“, sagte er.
Schulamtsdirektor Lutz und Schulrätin Rauh stellten auch den Drei-Stufen-Plan des Kultusministeriums vor, der sich an der 7-Tages-Inzidenz-Zahl, also an der Zahl der Neuinfektionen der letzten sieben Tage pro 100000 Einwohner in einem Landkreis der einer kreisfreien Stadt errechne. Derzeit gelte Stufe 1 mit einem Regelbetrieb unter Hygieneauflagen. Stufe 2 gehe von einem Inzidenzwert von 35 bis 50 aus. Dabei müssten die Schüler ihre Mund-Nasen-Bedeckung im Klassenzimmer auch am Sitzplatz tragen, wenn der Abstand von 1,5 Metern nicht gewährleistet ist. Liege der 7-Tage Inzidenzwert bei über 50 müssten die Klassen unter anderem wieder geteilt werden und der Unterricht finde im wöchentlichen oder täglichen Wechsel statt.
Man gehe aber schon mit einem gewissen Menschenverstand an die Sache ran, versicherte Lutz. Die endgültige Entscheidung werde immer das Gesundheitsamt in Abstimmung mit der Schulaufsicht treffen. Möglich seien auch unterschiedliche Regelungen für einzelne Gemeinden innerhalb des gleichen Kreises.
Als größte Sorge bezeichnete die Abgeordnete Brendel Fischer, eine Situation, in der ein Präsenzunterricht nicht gewährleistet werden könne. Dann werde es für viele Eltern eng. Die Kommunen als Schulaufwandsträger sollten sich deshalb frühzeitig überlegen, wie sie den Eltern zur Seite stehen könnten.
Brendel-Fischer gab aber auch zu bedenken, dass die Pandemie einen absoluten Ausnahmezustand darstelle, den noch niemand erlebt habe. „Es gibt keinerlei Erfahrungswerte“, so die Abgeordnete. Niemand könne wissen, wie sich das ganze weiterentwickle, sicher werde es noch Klärungsbedarf geben, der sich erst in den kommenden Wochen herausstellen wird.
In Sachen Digitalisierung hatte sie eine gute Nachricht für die Schulen in Stadt und Land. Bis 2024 werden Wartungs- und Serviceleistungen vom Bund, unterstützt mit Landesmitteln finanziert. Danach werden sich der Freistaat und der jeweilige Sachaufwandsträger die Kosten hälftig teilen. Dazu sollen in jedem Landkreis und in jeder Stadt IT-Kompetenzzentren zur Systembetreuung eingerichtet werden. Die bereits bestehenden Medienzentren würden sich nach Aussage dessen Leiters in Bayreuth, Bernd Zimmermann, dafür eignen. Nichts sei schlimmer, als wenn jede Schule einen eigenen Computertechniker selbst organisieren muss, so die Abgeordnete.
Das Staatliche Schulamt Bayreuth ist aktuell für 7729 Schüler in der Stadt und im Landkreis Bayreuth zuständig. Nach den Worten von Werner Lutz wurden in diesem Jahr 1338 ABC-Schützen eingeschult, 524 davon in der Stadt und 814 im Landkreis. Damit habe es in der Stadt 77 mehr und im Landkreis 56 weniger Erstklässler gegeben, als im Vorjahr. Mit der Vorstellung der Bildungsinitiative „MINTphilMal“ (steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik, philosophieren und malen) durch die frühere Schulamtsdirektorin Marina Lindner wurde bei der Veranstaltung abseits von Corona auch ein Blick in die Zukunft gerichtet. Ziel der Initiative ist die Förderung einer mehrdimensionalen und generationenübergreifenden Bildung in all ihren Facetten.